Chronisch-venöse Insuffizienz (CVI)
Ein umfassender Überblick
Die chronisch-venöse Insuffizienz (CVI) ist eine häufige Erkrankung, bei der die Beinvenen das Blut nicht richtig zum Herzen transportieren. Dadurch kommt es zu Blutstau und erhöhtem Venendruck in den Beinen. Langfristig können dadurch Beschwerden und sichtbare Veränderungen entstehen.
Da es sich bei der CVI um eine progressive Erkrankung handelt, verschlechtert sich der Verlauf ohne adäquate Behandlung stetig. Eine frühzeitige Erkennung und die Einleitung geeigneter Therapiemaßnahmen sind daher von entscheidender Bedeutung, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und schwerwiegende Komplikationen zu verhindern. In spezialisierten Einrichtungen wie den Schön Kliniken wird besonderer Wert auf eine präzise Diagnostik und die Entwicklung individualisierter Therapiekonzepte gelegt, um den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten.
Ursachen & Symptome
Ursachen und Risikofaktoren der chronisch-venösen InsuffizienzDie Entwicklung einer chronisch-venösen Insuffizienz ist ein komplexer Prozess, der durch eine Kombination aus genetischen Prädispositionen und erworbenen Faktoren beeinflusst wird. Die primäre Ursache liegt in einer angeborenen oder im Laufe des Lebens erworbenen Schwäche des Bindegewebes und der Venenwände. Dies kann zur Dilatation (Erweiterung) der Venen und somit zu einer Funktionsstörung der Venenklappen führen.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren, die die Entstehung und Progression einer CVI begünstigen, zählen:
- Genetische Veranlagung: Eine familiäre Häufung von Venenerkrankungen erhöht das Risiko, selbst eine CVI zu entwickeln.
- Alter: Mit zunehmendem Alter verlieren die Venenwände an Elastizität und die Venenklappen können verschleißen, wodurch sich die Wahrscheinlichkeit einer CVI erhöht.
- Geschlecht: Frauen sind aufgrund hormoneller Einflüsse, insbesondere während der Schwangerschaft und durch die Einnahme von Hormonpräparaten, häufiger betroffen. Die hormonellen Veränderungen können die Venenwände weicher machen und die Klappenfunktion beeinträchtigen.
- Lebensstilfaktoren
- Langes Stehen oder Sitzen: Berufe, die langes Stehen (zum Beispiel im Verkauf oder im Friseurhandwerk) oder langes Sitzen (zum Beispiel Büroarbeit) erfordern, behindern die physiologische Muskelpumpenfunktion in den Waden. Diese ist jedoch essenziell für den venösen Rückfluss. Der dadurch entstehende Stau kann den Druck in den Venen chronisch erhöhen.
- Mangelnde körperliche Bewegung: Regelmäßige Bewegung, insbesondere Gehen oder Radfahren, aktiviert die Wadenmuskelpumpe, welche das Blut aktiv gegen die Schwerkraft zum Herzen befördert. Fehlt diese Aktivität, wird der venöse Rückstrom erschwert.
- Übergewicht: Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) übt zusätzlichen Druck auf die Bauchvenen aus, was den Blutfluss aus den Beinen behindern kann.
- Rauchen: Nikotin schädigt die Blutgefäßwände und kann die Gefäßelastizität negativ beeinflussen.
- Vorerkrankungen
- Tiefe Venenthrombose (TVT): Eine bereits überstandene TVT kann die Venenklappen dauerhaft schädigen und zu einem sogenannten postthrombotischen Syndrom führen. Dies ist eine häufige Ursache für CVI.
- Bluthochdruck und Diabetes: Diese chronischen Erkrankungen können die allgemeine Gefäßgesundheit beeinträchtigen und somit indirekt das Risiko einer CVI erhöhen.
Es ist von großer Bedeutung, diese Risikofaktoren zu identifizieren und, soweit möglich, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Entstehen oder Fortschreiten einer chronisch-venösen Insuffizienz zu minimieren.

Die Symptome der chronisch-venösen Insuffizienz entwickeln sich häufig schleichend und können in ihrer Ausprägung stark variieren, abhängig vom Stadium der Erkrankung. In den frühen Phasen sind die Beschwerden oft unspezifisch und werden möglicherweise nicht sofort einer Venenerkrankung zugeordnet.
Zu den typischen frühen Anzeichen gehören:
- Schwere- und Spannungsgefühl in den Beinen: Diese Gefühle verstärken sich oft im Laufe des Tages, insbesondere nach langem Stehen oder Sitzen, und bessern sich bei Hochlagerung der Beine oder durch Bewegung.
- Schwellungen (Ödeme): Sie treten insbesondere an Knöcheln und Unterschenkeln auf und können abends deutlicher hervortreten und morgens nach dem Aufstehen aber wieder zurückgehen. Diese Schwellungen sind Ausdruck des erhöhten Drucks in den Venen, der dazu führt, dass Flüssigkeit aus den Gefäßen in das umliegende Gewebe austritt.
- Nächtliche Wadenkrämpfe: Sie treten als häufiges, quälendes Symptom auf, das den Schlaf stören kann.
- Juckreiz: Er kann insbesondere an den Unterschenkeln auftreten, oft verbunden mit trockener Haut.
Typische Schmerzcharakteristika bei einer chronischen Veneninsuffizienz sind dumpfe, ziehende oder drückende Beschwerden, die sich wie Müdigkeit oder Schwere anfühlen. Sie können sich bei Wärme oder langem Stehen verschlimmern und bei Kälte, Bewegung oder Hochlagerung der Beine zurückgehen. Sie sind in der Regel nicht stechend oder scharf, es sei denn, es liegt eine akute Komplikation wie beispielsweise eine Venenentzündung vor.
Mit Fortschreiten der Erkrankung treten weitere, sichtbarere Hautveränderungen auf, die auf eine chronische Schädigung des Gewebes hinweisen:
- Teleangiektasien (Besenreiser) und retikuläre Venen: kleine, fächerförmige oder netzartige Erweiterungen kleinster Hautvenen
- Varizen (Krampfadern): sichtbare, geschlängelte und erweiterte oberflächliche Venen, die sich als bläuliche Stränge unter der Haut abzeichnen
- Pigmentstörungen (Hyperpigmentierung): braun-rötliche Verfärbungen der Haut, meist im Bereich der Knöchel, die durch den Austritt von Blutfarbstoffen aus den überlasteten Venen entstehen
- Stauungsdermatitis (venöses Ekzem): entzündliche Hautveränderungen, die mit Rötung, Juckreiz, Nässen und Schuppung einhergehen können
- Atrophie blanche: weißliche, atrophische (gewebeschwundene) Hautbezirke, oft von erweiterten Äderchen umgeben, die auf eine schwerwiegende Störung der Mikrozirkulation hinweisen
- Lipodermatosklerose: eine Verhärtung und Verödung des Unterhautfettgewebes, die zu einer „Flaschenhalsform“ des Unterschenkels führen kann
- Ulcus cruris venosum (venöses offenes Bein): Dies ist das schwerste Stadium der CVI. Es handelt sich um eine chronische, nicht heilende Wunde, die aufgrund der dauerhaften Minderversorgung und des erhöhten Drucks im Gewebe entsteht. Diese Wunden sind oft schmerzhaft und können sich leicht infizieren.
Bei Auftreten dieser Symptome ist eine zeitnahe ärztliche Abklärung ratsam, um eine präzise Diagnose zu stellen und umgehend eine geeignete Therapie einzuleiten.
Diagnostik
Eine exakte Diagnostik der chronisch-venösen Insuffizienz ist grundlegend für die Festlegung einer effektiven Behandlungsstrategie. Sie basiert auf einer Kombination aus Anamnese, klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren.
Der diagnostische Prozess beginnt mit einer detaillierten Anamnese, bei der der Arzt die Beschwerden der Patientin oder des Patienten erfragt, einschließlich der Art der Schmerzen, des Auftretens von Schwellungen, Hautveränderungen und eventueller Vorerkrankungen oder familiärer Belastungen.
Die klinische Untersuchung umfasst die Inspektion und Palpation (Tasten) der Beine, um sichtbare Veränderungen wie Krampfadern, Schwellungen, Hautveränderungen oder Wunden zu identifizieren. Zudem werden Tests zur Beurteilung der Funktion der Venenpumpen und -klappen durchgeführt.
Das Goldstandardverfahren in der Diagnostik der CVI ist die Duplexsonografie (Farbduplexsonografie). Diese nicht invasive Untersuchung ermöglicht eine detaillierte Darstellung der tiefen und oberflächlichen Venen. Sie visualisiert den Blutfluss, erkennt Klappendysfunktionen und identifiziert mögliche Verengungen oder Verschlüsse (zum Beispiel nach einer Thrombose). Die Duplexsonografie liefert präzise Informationen über die Lokalisation und das Ausmaß der venösen Insuffizienz und ist somit entscheidend für die Therapieplanung.
In speziellen Fällen oder bei komplexen Befunden können weitere bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen, wie beispielsweise die Phlebografie. Dabei wird ein Kontrastmittel in die Venen injiziert, um deren Verlauf und Funktion mittels Röntgenaufnahmen darzustellen. Dies ist jedoch heute aufgrund der hohen diagnostischen Genauigkeit der Duplexsonografie seltener erforderlich.
Mithilfe dieser umfassenden Diagnostik kann die Schön Klinik eine präzise Beurteilung des individuellen Zustands vornehmen und auf dieser Basis eine maßgeschneiderte Behandlung einleiten.