Psychische Hilfe für Ihr Kind | Interview 

„Wir richten uns nach dem, was Sie brauchen.“

Dr. Figen Lund

Im Medizinischen Versorgungszentrum Roseneck wird Ihr Kind federführend von Dr. Figen Lund betreut. Sie ist Ärztliche Leiterin des Medizinischen Versorgungszentrum Roseneck und Spezialistin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Im folgenden Interview erklärt sie, warum es vor der ersten Sprechstunde einen sehr ausführlichen Fragebogen gibt und warum nicht nur das Offensichtliche eine Rolle spielt.

Frau Dr. Lund – schildern Sie uns bitte Ihren beruflichen Werdegang?

Ich bin Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und leite das Medizinische Versorgungszentrum Roseneck. Außerdem bin ich als  Oberärztin in der Jugendabteilung der Schön Klinik Roseneck tätig. Mein Beschäftigungsfeld umfasst die Erkennung, Behandlung, Vorbeugung und Rehabilitation bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen. Das klingt abstrakt, aber dahinter stehen Krankheitsbilder, von denen die meisten schon einmal etwas gehört haben, beispielsweise Depressionen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Aggressivität oder Ängste. Darüber hinaus kümmere ich mich gemeinsam mit meinem Team um Verhaltensauffälligkeiten im Kindes- und Jugendalter auch unter Berücksichtigung des familiären und sozialen Umfeldes.

Zudem bin ich Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und habe daher auch Aspekte im Blick wie körperliche Erkrankungen, Entwicklungsstörungen und Beeinträchtigungen der Heranwachsenden. Die Zeitspanne, die ich zur Diagnostik heranziehe, reicht von der Wiege bis zum Ende der Pubertät. Dabei berücksichtige ich auch Erkrankungen, die schon vor der Geburt (pränatal) oder im Kleinkindalter (neonatal) aufgetreten sind. Und nicht zuletzt spielt auch die ganzheitliche Betrachtung inklusive des Lebensumfeldes des Kindes (Sozialpädiatrie) eine wichtige Rolle.

Das heißt – ich betrachte Ihr Kind ganzheitlich und beziehe sowohl die körperliche wie seelische Entwicklung in die Diagnostik mit ein.

Welchen Vorteil hat dies für Ihre Patienten und deren Eltern?

Viele Eltern sind sich unsicher bezüglich verschiedener Verhaltensmuster ihrer Kinder. Sie stellen sich Fragen wie: „Verwächst sich das noch oder brauchen wir eine Behandlung?“ oder: „Ist das ein normaler Wachstums- oder Entwicklungsschub?“.

Kinder und ihre Eltern stehen in der heutigen Zeit vor vielen Herausforderungen. Schon im Kindergartenalter wächst der Druck zu „funktionieren“. Zudem sollen Kinder mit ihren Fähigkeiten den Anforderungen der Gesellschaft und der Schule genügen. Dieser Druck und die daraus resultierende Unsicherheit lähmt viele Eltern. Denn alle wollen nur das Beste für ihr Kind.

Mit meiner Erfahrung in beiden Fachdisziplinen helfe ich Ihnen zu klären, ob überhaupt Hilfestellung oder Therapie nötig ist und wenn ja – welche.

Sie behandeln Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 21 Jahren. Welchen Fragestellungen begegnen Sie besonders häufig

Das ist sehr vielfältig. Daher auch der ausführliche Fragebogen vor der ersten Sprechstunde. Oft überlagert ein Symptom – zum Beispiel Unkonzentriertheit im Unterricht – andere Symptome und setzt den Fokus darauf. Dadurch besteht die Gefahr in Richtung ADHS zu denken, dabei liegt die Ursache und gegebenenfalls auch Erkrankung in ganz anderen Gebieten. Zu unseren Aufgaben gehört es dann,  aus einer Vielzahl von Tests und Analysen nach den Gesprächen mit dem Kind oder Jugendlichen und den Eltern die richtigen Ursache herauszufinden, um eine fundierte Diagnose stellen zu können oder eine Erste zu vertiefen.

Bei Kindern stehen dabei oft schulische Probleme im Vordergrund. Aber auch Trennungsängste durch Scheidungen, Tod Angehöriger wie den Großeltern oder Ähnliches können ein Thema sein. Bei Jugendlichen kommen verstärkt Essstörungen, Computersucht oder soziale Phobien hinzu.

Ihre Sprechstundentermine scheinen sehr individuell zu verlaufen …

Ja! Und genau das macht den Reiz meiner Arbeit aus. Sich individuell auf jedes einzelne Kind oder Jugendlichen einzustellen – auf dessen Bedürfnisse und Intentionen. So helfen wir jedem Patienten und dessen Familie individuell. Das inspiriert und motiviert mich täglich aufs Neue. Das leitet mich und das ganze Team – wir richten uns nach dem, was Sie und Ihr Kind brauchen.

Für viele Kinder und Jugendliche ist der Schritt in eine psychiatrische Praxis zu gehen Psychotherapie beängstigend und auch viele Eltern sorgen sich ob sie das richtige tun. Was antworten Sie, wenn Sie solchen Bedenken begegnen?

Wer über eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung nachdenkt, hat ja einen sehr guten Grund dazu. Es gibt eine große Belastung, eine spürbare Beeinträchtigung im Leben. Und so, wie ich mit Zahnschmerzen zum Zahnarzt gehe, sollte ich mit psychischen Belastungen zum qualifizierten Arzt oder Therapeuten gehen, um herauszufinden woher die Probleme herrühren und wie diese eventuell gelöst werden können. Eine Therapie ist meistens der richtige Weg, um Probleme zu minimieren und verlorengegangene Lebensfreude wieder zu erlangen. Diese Erfahrung sammeln wir täglich mit unseren Patientinnen und Patienten.