
Dr. Jürgen Herzog
Facharzt für Neurologie
Stand: 25. August 2025
Die Diagnose Alzheimer ist für Betroffene und Angehörige eine große Belastung. Dank intensiver Forschung gibt es jedoch neue Hoffnung: Mit Lecanemab (Handelsname Leqembi) steht erstmals ein Medikament zur Verfügung, das den Verlauf der Erkrankung im frühen Stadium nachweislich verlangsamen kann.
Lecanemab ist ein monoklonaler Antikörper, der gezielt das Amyloid-Beta-Eiweiß im Gehirn angreift und entfernt. Amyloid-Plaques gelten als eine der Hauptursachen für die Schädigung von Nervenzellen bei Alzheimer. Im Gegensatz zu bisherigen Therapien, die vor allem Symptome lindern, setzt Lecanemab direkt an der Krankheitsursache an.
Lecanemab bindet an lösliche Amyloid-Beta-Formen, bevor diese schädliche Plaques bilden. Dadurch wird die Ansammlung dieser Eiweiße reduziert und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt. Studien zeigen, dass Lecanemab den Rückgang der geistigen Fähigkeiten bei Patientinnen und Patienten im frühen Stadium um etwa 27 % verlangsamen kann.
Das Medikament wird als Infusion alle zwei Wochen verabreicht. Während der Behandlung sind regelmäßige ärztliche Kontrollen, insbesondere MRT-Untersuchungen, notwendig, um mögliche Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen.
Lecanemab ist für Patientinnen und Patienten im frühen Stadium der Alzheimer-Krankheit oder mit leichter kognitiver Beeinträchtigung zugelassen, sofern Amyloid-Plaques nachgewiesen wurden. Eine genaue Diagnostik, meist mittels PET-Scan oder Liquorpunktion, ist Voraussetzung. Für fortgeschrittene Stadien ist das Medikament nicht geeignet.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen infusionsbedingte Reaktionen wie Fieber oder Hautausschlag. Spezifisch für diese Therapie sind sogenannte ARIA (Amyloid-Related Imaging Abnormalities), wie Schwellungen oder kleine Blutungen im Gehirn, die meist symptomlos bleiben, aber regelmäßig überwacht werden müssen.
Lecanemab ist seit April 2025 in der EU zugelassen. Die Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen wird aktuell verhandelt. Sobald die Integration in die Regelversorgung abgeschlossen ist, ist eine Kostenübernahme bei gegebener Indikation zu erwarten.
Als spezialisiertes Zentrum für neurologische Erkrankungen bieten wir Ihnen umfassende Diagnostik, individuelle Beratung und – sofern geeignet – die Durchführung der Lecanemab-Therapie unter engmaschiger medizinischer Überwachung an. Ergänzend stehen unterstützende Angebote wie kognitives Training und psychologische Begleitung zur Verfügung.
Lecanemab ist kein Heilmittel, kann aber den Verlauf der Alzheimer-Krankheit im frühen Stadium verlangsamen. Die Therapie erfordert eine sorgfältige Auswahl und Überwachung. Die Entscheidung für eine Behandlung sollte immer gemeinsam mit erfahrenen Fachärztinnen und Fachärzten getroffen werden.
Bei Fragen oder Interesse an einer Beratung wenden Sie sich gerne an unser Team der Schön Klinik München Schwabing. Wir begleiten Sie kompetent und individuell.
Facharzt für Neurologie
