Dr. Andrea van Dyck
Fachärztin für Gefäßchirurgie, Endovaskuläre Chirurgin (DGG), Wundexpertin (ICW)
In der Lunge wird das Blut mit Sauerstoff beladen, das dann im ganzen Körper über Arterien in Gewebe und Muskeln geleitet wird. Bei einer arteriellen Verschlusskrankheit (AVK) liegt eine Durchblutungsstörung der Körperarterien vor – also der Gefäße, die das Blut vom Herzen wegführen. Die Blutgefäße sind entweder verengt („Stenose“) oder verschlossen („Okklusion“). Ohne Behandlung können arterielle Verschlusskrankheiten weitere Erkrankungen nach sich ziehen, wie Hirn-Schlaganfall, Herzinfarkt, Sehstörungen oder Funktionsverlust der Nieren bis hin zur Dialyse.
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
Bei der arteriellen Verschlusskrankheit sind die Durchblutungsstörungen zentraler Arterien eher auf eine Stelle begrenzt. Wenn aber – wie in den meisten Fällen – vor allem die Extremitäten betroffen sind, spricht man von der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit oder pAVK. Periphere arterielle Verschlusskrankheiten spielen häufig eine Rolle bei der Entwicklung eines diabetischen Fußsyndroms.
Wie werden arterielle Verschlusskrankheiten behandelt?
Es gibt umfangreiche Möglichkeiten zur Behandlung von arteriellen Verschlusskrankheiten: Sie beginnen bei einer gesunden Lebensweise und reichen über Gehtraining oder die Gabe von Medikamenten bis hin zu operativen Eingriffen.
Gesunde Lebensweise
Die Grundlage jeder Therapieform ist in jedem Fall eine gesunde Lebensweise. Die Betroffenen sollten schrittweise versuchen, ihren Lebensstil zu ändern. Das heißt: sich möglichst ausgewogen ernähren, sich mehr bewegen, ihr Gewicht reduzieren und – ganz wichtig – nicht mehr rauchen. So können sie selbst viel dazu beitragen, dass die Gefäßverkalkung langsamer fortschreitet und sich die Risiken für Beininfarkt, Herzinfarkt oder Schlaganfall minimieren.
Medikamentöse Behandlung
In manchen Fällen ist die Gabe von Medikamenten erforderlich. Plättchenhemmer (Thrombosehemmer) und Statine (Cholesterinsenker) senken die Häufigkeit von Herzinfarkten und Schlaganfällen. Zusätzlich lindern die Statine auch Schmerzen der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit.
Strukturiertes Gehtraining
Wenn Patientinnen oder Patienten beim Gehen Schmerzen verspüren, kann ein strukturiertes Gehtraining Linderung verschaffen. Dabei führen die Betroffenen drei bis vier Mal pro Woche unter Anleitung ein 30- bis 60-minütiges Gehtraining durch.
Nicht-operative Eingriffe
Bei der sogenannten Ballondilatation wird das verengte Gefäß mit einem kleinen Ballon aufgedehnt. Manchmal kann zusätzlich ein Stent eingesetzt werden. Das ist eine Metallgitterprothese, die das verengte Blutgefäß offenhält. Weitere Möglichkeiten sind das Absaugen von Thrombosen (Aspiration) oder das Auflösen von Gerinnseln (Lyse).
Periphere arterielle Verschlusskrankheit – operative Eingriffe
In manchen Fällen ist eine Operation die beste Therapieoption. Gerade bei Patientinnen oder Patienten mit Schmerzen in Ruhe oder wenn Gewebe abzusterben droht, muss schnell gehandelt werden. Der Blutfluss muss unverzüglich wiederhergestellt werden, um eine Amputation zu vermeiden und vielleicht auch das Leben zu retten. Abhängig von der individuellen Situation der Betroffenen kommen unterschiedliche Behandlungsverfahren infrage. Zu den bekanntesten zählen die Ausschälplastik (Thrombektomie), das Gefäßinterponat und der Bypass.
Ausschälplastik (Thrombendarteriektomie/TEA)
Bei diesem Eingriff wird das verengende arteriosklerotische Material mit speziellen Metallgeräten (Spatel, Dissektor, Ringstripper) aus der Arterie entfernt. Man spricht auch von Ausschälplastik.
Eine TEA wird häufig bei Ablagerungen in der Oberschenkelarterie (Femoralis-TEA) oder in der Halsschlagader (Karotis-TEA) durchgeführt.
Gefäßinterponat
In der Gefäßmedizin versteht man unter einem Interponat den Ersatz einer erkrankten Ader durch ein neues Blutgefäß. Das Blut fließt dann ausschließlich durch das Interponat. Dabei wird das erkrankte Blutgefäß komplett vom Blutstrom ausgeschlossen, also nicht mehr durchblutet.
Bypass
Ein Bypass bezeichnet die Umgehung eines krankhaft veränderten Gefäßabschnitts mit einem parallelgeschalteten Umleitungsgefäß. Die Bypassanlage erfolgt mittels körpereigener Gefäße oder künstlichem Gewebe und zählt zu den häufigsten Gefäßoperationen. In der Regel liegt der Bypass direkt neben dem Gefäß, das er überbrücken soll. Die erkrankte Arterie wird dabei im Körper belassen.