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30.09.2022 17:00 Uhr

Ein Spielplatz für alle

Am Freitag, 30. September eröffnete an der Schön Klinik Vogtareuth ein barrierefreier und inklusiver Spielplatz, der ab sofort von den jungen Patientinnen und Patienten sowie deren Geschwistern genutzt werden kann – und zwar unabhängig von den jeweiligen Bedürfnissen und motorischen Fähigkeiten.

Egal, ob es der 12-jährige Junge ist, der seit einem frühkindlichen Schlaganfall auf einen Walker angewiesen ist, oder das 3-jährige Mädchen, das aufgrund einer Cerebralparese im Rollstuhl sitzt, oder der 5-Jährige, der seine Schwester in der Klinik besucht, da sie ihre neue Orthese bekommt – eins haben all diese Kinder gemeinsam: Sie wollen miteinander spielen. Umso schöner ist es, wenn dafür ein geeigneter Spielplatz zur Verfügung steht. Für Kinder mit Behinderung ist der Zugang zu Spielplätzen und Spielgeräten häufig nur eingeschränkt möglich. So verhindern beispielsweise Stufen oder steinige Wege, dass ein Kind im Rollstuhl zur Schaukel oder zum Sandkasten fahren kann. Das Kind kann die Spielgeräte schlichtweg nicht nutzen, da diese nicht auf seine oder ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten angepasst sind. Dieser Problematik hat sich eine mehrköpfige, interdisziplinäre Arbeitsgruppe der Schön Klinik Vogtareuth gemeinsam mit dem Verein Silberstreifen rund um Vorsitzende Sabine Kuhn angenommen und das Projektteam “Einfach spielen!” war geboren: Josef Wurzer (Haustechnik), Markus Karl (Schnittstelle zur Geschäftsführung der Klinik), Johanna Dobler (Erzieherin), Bernd Junge (Pflege), Corinna Eitel und Melanie Hessenauer (Therapie). Der Landschaftsarchitekt Lothar Köppel aus Mühldorf, der sich durch seine Expertise in der Umsetzung von inklusiven Spielräumen auszeichnet, unterstützte die Arbeitsgruppe im ersten Bauabschnitt. Für den zweiten Abschnitt arbeitete das Team mit Spielgeräte Richter aus Frasdorf zusammen.

Feierliche Eröffnung

Nach mehrjähriger Planung wurde nun nach knapp eineinhalb Jahren Bauzeit der neue inklusive Spielplatz an der Schön Klinik eröffnet. Die Anlage umfasst zahlreiche Spielgeräte regionaler Dienstleister, die Kinder mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten nutzen können. Bei der Eröffnungsfeier am Freitag, 30. September begrüßte die Vorsitzende des Vereins Silberstreifen, Sabine Kuhn, rund 100 neugierige Kinder, Eltern und Mitarbeitende der Klinik. An den strahlenden Augen der Kinder konnte man ablesen, dass sie es nicht erwarten können, endlich die Spielgeräte auszuprobieren. Es gibt ein Klettergerüst, das dank einer Rampe selbst Kinder mit Rollstuhl nutzen können, eine Rutsche mit angepasster Sitzhöhe, eine Schaukel mit Haltegurten, welche die Kinder vor dem Herausfallen schützen, ein Rollstuhltrampolin und einen Sandkasten, den Kinder im Rollstuhl seitlich unterfahren können, so dass sie gemeinsam mit Kindern spielen können, die im Sandkasten sitzen. Der Untergrund ist nun rundum befahrbar und schützt zudem bei Stürzen.

Bevor der evangelische Klinikseelsorger, Johannes Sinn, den Spielplatz segnete und die Kinder die an den Zugängen zu den Spielgeräten angebrachten Bänder durchtrennten, gab es noch stimmungsvolle musikalische Programmpunkte sowie emotionale Grußworte. Ergotherapeutin Melanie Hessenauer überreichte den Vertretern der Klinik abschließend noch symbolische Geschenke: Prof. Steffen Berweck, stellvertretender Chefarzt des Fachzentrums für pädiatrische Neurologie, Neuro-Rehabilitation und Epileptologie, bekam eine Harke und Maria Gruber, Leitung Organisationsentwicklung, wurde eine kleine Schaufel übergeben – immerhin sei es nun Aufgabe der Klinik, den Spielplatz zu pflegen und zu erweitern. Die Botschaft der Kinder und des Projektteams ist klar: „Wir sind noch nicht fertig – wir wollen weiterbauen!“

Wissenschaftliche Konzipierung der Spielgeräte

Der Schlüssel zum Erfolg des Projekts liegt darin, dass das Team die Kinder von Anfang an in die Planung mit einbezog. Die Ergotherapeutin Corinna Eitel (die mittlerweile als Schlaganfall-Kinderlotsin am Standort Vogtareuth tätig ist) und zwei Studienkolleginnen befragten im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die Kinder, wie sie sich einen perfekten Spielplatz vorstellen. Sie fragten unter anderem: Geht ihr gerne auf einen Spielplatz? Braucht ihr dabei Hilfe? Hättet ihr gerne einen Spielplatz, auf dem ihr keine oder weniger Hilfe braucht? Welche Spielgeräte müssen unbedingt auf einem Spielplatz zu finden sein? Anschließend kombinierten sie die Antworten der Kindern mit verschiedenen Kriterien: Wie können die Kinder möglichst barrierefrei ein Spielgerät erreichen und nutzen? Wie sieht die ideale Umgebung für diese Spielgeräte aus? So entstand nach und nach das Konzept der Anlage, die nun Realität wurde.

Finanzierung

Das Bauvolumen des inklusiven Spielplatzes beträgt über 310.000 €. Nur dank zahlreicher Unterstützer konnte diese Summe gestemmt werden. Der Verein Silberstreifen setzte den Startschuss mit 80.000 € und wurde in den vergangen Jahren nicht müde weitere Spenden zu sammeln für das Vorhaben zu sammeln. Unter anderem erhielt der Verein zusätzlich 30.000 € von BR Sternstunden e.V., 9.000 € von der Sixt-Stiftung und unglaubliche 200.000 € vom Lokalmedium OVB. Im Rahmen der OVB-Weihnachtsaktion hatte das Medium in der Region zu Spenden für das Spielplatzprojekt aufgerufen.

Ein besonderer Dank gilt allen Unterstützern des Projekts und all jenen, die nicht locker gelassen haben, die Errichtung des Spielplatzes voran zu bringen. Weitere Informationen zum Verein und die Möglichkeit den Verein mit einer Spende zu unterstützen finden Sie hier: www.silberstreifen.de


Bildbeschreibung (v.l.n.r.): Josef Wurzer (Gebäudemanagement), Maria Gruber (Organisationsentwicklung), Ärztlicher Direktor Dr. Manfred Kudernatsch, stellvertretender Chefarzt Prof. Steffen Berweck, Vereinsvorsitzende Sabine Kuhn, Markus Karl, Schlaganfall-Kinderlotsin Corinna Eitel, Ergotherapeutin Melanie Hessenauer, OVB-Chefreporterin Rosi Ganter, OVB-Media-Geschäftsführer Florian Schiller, Patient Julien Lapkawski.