Magersucht

Seelische Probleme zeigen sich auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Manche Menschen ziehen sich zurück, andere werden aggressiv und nicht wenige entwickeln eine Essstörung. Risikoverhalten vor Ausbruch der Erkrankung ist in der Regel eine Diät, die aus unterschiedlichsten Gründen gemacht werden kann. Das können Schönheitsideale sein, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder weniger Essen durch Stress. Schleichend stellt sich ein Kontrollverlust ein, der sich zur Magersucht, auch Anorexie genannt, entwickelt. Vor allem heranwachsende Mädchen und junge Frauen sind davon betroffen. Der Kontrollverlust beim Abnehmen ist mit viel Leid, Einsamkeit und Schmerzen verbunden. Sehen Sie Magersucht als ernste Erkrankung an und suchen Sie sich ärztliche und therapeutische Hilfe.

Wir in den Schön Kliniken unterstützen Sie dabei, die aufrechterhaltenden Bedingungen Ihrer Essstörung zu erkennen, um wieder fürsorglich mit sich selbst umgehen zu können. Denn wer sich als Person wertschätzt, kann seinen Körper eher akzeptieren und ihm etwas Gutes tun.

Magersucht – unsere Behandlung

Wenn Sie sich für eine stationäre Behandlung Ihrer Magersucht (Anorexia nervosa) in der psychosomatischen Schön Klinik Bad Bramstedt nahe Hamburg entscheiden, werden wir gemeinsam den Fokus auf die Magersucht legen: Schon ab dem Aufnahmetag werden wir uns mit Ihnen auf den Weg aus dem Untergewicht zu einem gesunden Essverhalten machen, frei nach dem Motto „keine Verhaltenstherapie ohne Verhaltensänderung“. Unsere Behandlung stützt sich dabei auf die Prinzipien der kognitiven Verhaltenstherapie, die sich nachweislich eignen kann, um Patientinnen und Patienten nachhaltig den Weg aus ihrer Essstörung zu ermöglichen.

Gemeinsam abgestimmter Essensplan

Um Ihre Magersucht zu behandeln, stellen wir Ihnen zu Beginn Ihrer Therapie unsere Mahlzeitenstruktur vor (drei Hauptmahlzeiten und ein bis zwei Zwischenmahlzeiten) und erstellen zusammen mit Ihnen einen Essensplan, der genauer auf die einzelnen Mahlzeiten eingeht: Wie viele Scheiben Brot wird das Frühstück enthalten? Wie viel Belag? Welche Beilagen? Et cetera. An dieser Stelle kommt auch die therapeutengestützte Smartphone-App Recovery Record zum Einsatz, die Sie während Ihrer Psychotherapie bei der Dokumentation der Mahlzeiten und Ihrer Gedanken und Gefühle beim Essen unterstützen wird.

Hilfreiche Strategien für jeden Tag

Je nachdem, welche Rolle der Sport in Ihrer Erkrankung spielt, kann auch ein Bewegungsplan mit Ihnen vereinbart werden. Das ist für Magersüchtige erfahrungsgemäß ein herausfordernder und sehr wichtiger Einstieg in unser Programm zur Gewichtszunahme. Herausfordernd, weil es darum gehen wird, dass Sie gegen die Gebote und Rituale der Magersucht verstoßen – Gefühle wie Angst, Scham oder Schuld können dabei auf Sie zukommen.

In den Einzeltherapien und den stützenden Kontakten werden Ihre Bezugstherapeutinnen und -therapeuten auf Strategien eingehen, die Ihnen helfen, vor, während und nach den Mahlzeiten Ihre Anspannung und Ihre Gefühle zu regulieren, die Ihre Krankheit mit sich bringt.

Weg in die Freiheit

Um Sie „am Ball“ zu halten, setzen wir in erster Linie auf Motivationsförderung: Wozu lohnt es sich für Sie, die Essstörung loszuwerden? Welche Freiheiten könnten Sie wiederbekommen, wenn Sie die Therapie durchziehen? Parallel dazu kann es sinnvoll sein, dass Sie mit Ihrer Bezugstherapeutin beziehungsweise Ihrem Bezugstherapeuten einen Gewichtsvertrag abschließen, in dem Sie sich zur konsequenten Gewichtszunahme verpflichten: Das Ziel einer jeden Woche wird sein, dass Sie mindestens 700–1000 g zunehmen. Alles darüber hinaus wird mit Belohnungen honoriert und jede unzureichende Gewichtszunahme wird negative Konsequenzen nach sich ziehen – selbstverständlich werden wir alle positiven und negativen Konsequenzen zu Beginn mit Ihnen besprechen und vereinbaren, sodass die Behandlung jederzeit transparent verläuft und auf Ihrer freiwilligen Mitarbeit beruht.

Alte und neue Muster

Bei der Vor- und Nachbesprechung der Mahlzeiten können Sie immer auf therapeutische Unterstützung bauen; manche „Expos“ (also Übungssituationen, die Sie bislang vermieden haben) werden Sie auch in therapeutischer Begleitung durchführen. Wenn Sie am „Essen mit Unterstützung“ (EmU) teilnehmen, bekommen Sie auch beim Mittagessen Rückmeldungen zu den Portionen und erhalten bei Bedarf das Angebot zu einem stützenden Kontakt nach dem Essen.

Im Laufe der Therapie werden Sie mit Ihren Therapeutinnen und Therapeuten herausarbeiten, warum gerade diese oder jene Gedanken/Gefühle/Situationen für Sie so belastend sind. Die Antworten auf diese Fragen liegen häufig in früheren prägenden Erfahrungen. Alles, was bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Magersucht eine Rolle spielt, fassen wir in Ihrem individuellen Störungsmodell zusammen. Denn wir sind überzeugt und wissen aus Erfahrung unserer mehr als 25-jährigen therapeutischen Arbeit mit Betroffenen: Je mehr Sie über die Ursprünge und Zusammenhänge Ihrer „alten Muster“ Bescheid wissen, desto leichter wird es Ihnen gelingen, sich „neue Muster“ anzueignen.

Ihre Therapie-Bausteine

Die stationäre Therapie in unserer Klinik beinhaltet neben der ganz individuellen psychotherapeutischen Behandlung in den Einzelgesprächen ein umfassendes und abwechslungsreiches Angebot an Gruppentherapien: 

  • Einkaufstraining: Sie werden zusammen mit Ihren Mitpatientinnen und Mitpatienten sowie den Therapeutinnen und Therapeuten kleinere Wocheneinkäufe in den Supermärkten vor Ort tätigen und diese Lebensmittel in der Lehrküche verarbeiten. In (un)regelmäßigen Abständen werden Sie eigenständig, in kleineren Gruppen oder gemeinsam mit der Therapiegruppe der Lehrküche die Möglichkeit haben, sich an einer der Eisdielen, Imbissbuden oder einem der Restaurants von Bad Bramstedt zu erproben.
  • Indikativgruppe zur Behandlung von Essstörungen: Sie werden wichtige Informationen über Magersucht, Bulimie und die Binge-Eating-Störung erfahren.
  • Ernährungstherapie: Sie können den „Mythen der Magersucht“ auf den Zahn fühlen und sich kritisch mit den Regeln und Verboten Ihrer Anorexie auseinandersetzen.
  • Körperakzeptanzgruppe: Sie werden sozusagen ganz am eigenen Leib üben können, wie Sie selbstabwertende Gedanken und eine verzerrte Körperwahrnehmung ablegen und einen friedlicheren, faireren Zugang zu Ihrem eigenen Körper aufbauen können.  
  • Bewegungstherapie: Sofern Sie nicht mit einem kritischen Untergewicht bei uns aufgenommen werden, dürfen Sie auch an dieser Therapie teilnehmen, um dort einen anderen – zwangloseren – Zugang zu Sport, Ihrem Körper und Ihren Belastungsgrenzen aufzubauen.
  • Achtsamkeitsbasierte Gruppentherapien,  progressive Muskelentspannung und Kunsttherapie: Hier werden Ihnen hilfreiche Methoden an die Hand gegeben, die Ihnen den Zugang zu Ihren Gedanken und Gefühlen erleichtern sollen.
  • Problemlösegruppen und Soziales-Kompetenz-Training: Wenn Sie diese Erkenntnisse gerne nach außen kommunizieren möchten, aber bislang Schwierigkeiten damit hatten, dann werden Sie in diesen Gruppen viele Gelegenheiten haben, das zu üben.

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