Dysphagie (Schluckstörung)

Ein erwachsener Mensch schluckt bis zu 1000-mal pro Tag – während des Essens deutlich häufiger als beispielsweise im Tiefschlaf. Am Schluckvorgang sind Wangen, Lippen, Kiefer, Zunge, Gaumensegel, Rachen, Kehlkopf, Zungenbein und Speiseröhre beteiligt. Über 100 Muskeln gewährleisten den reibungslosen Schluckvorgang. Ist ein Bestandteil gestört, kann der Ablauf des Schluckaktes zusammenbrechen.

In den Schön Kliniken sind wir auf Schluckstörungen (Dysphagien) und die Entwöhnung von Ernährungssonden und Trachealkanülen spezialisiert. Unser erfahrenes ärztliches und therapeutisches Personal bietet Ihnen wirksame Therapien, um Ihre Schluckbeschwerden in den Griff zu bekommen.

Dysphagie (Schluckstörung) – unsere Therapie

Eine Schluckstörung (Dysphagie) kann auf verschiedenste Ursachen zurückgehen und hat oft starke Einschränkungen bei der Nahrungsaufnahme bis hin zu Mangelernährung zur Folge. Auch besteht die Gefahr, dass Getränke, Speisen oder sogar der eigene Speichel in die Luftröhre gelangen können (aspiriert werden) und sich daraus eine Lungenentzündung entwickelt.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich mit Ihrer Schluckstörung frühestmöglich an unsere Experten wenden. Unsere hochkompetenten Spezialisten in der Schön Klinik München Schwabing behandeln Sie gerne weiter und klären anhand eingehender Untersuchungen Schweregrad und Ursachen Ihrer Dysphagie.

Behandlung von Schluckstörungen je nach Ursache

Die in der Schön Klinik München Schwabing am häufigsten behandelten Formen der Schluckstörung gehen entweder auf neurodegenerative Erkrankungen (zum Beispiel Morbus Parkinson, Morbus Alzheimer, atypische Parkinsonsyndrome) oder auf andere Formen der Schädigung des Nervensystems zurück.

Letztere werden meist in der neurologischen (Früh-)Rehabilitation behandelt, wobei dabei Veränderungen des Gehirns – zum Beispiel im Rahmen von Schlaganfällen, Schädel-Hirn-Traumata oder Entzündungen – eine große Rolle spielen. Es sind aber auch viele Patientinnen und Patienten bei uns, die lange auf Intensivstationen behandelt wurden und somit Schluckstörungen aufgrund einer allgemeinen Schwäche der Muskeln und Nerven (zum Beispiel Critical-Illness-Polyneuropathie) haben.

Insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die in den vorbehandelnden Kliniken länger beatmet werden mussten, wurde dabei oft schon eine Trachealkanüle durch einen Luftröhrenschnitt angelegt, um einerseits die Beatmungsentwöhnung zu erleichtern, andererseits aber auch, um infolge einer Schluckstörung die Lunge vor der oben genannten Aspiration von Speichel und Sekret aus dem Rachenraum zu schützen.

Falls das Risiko einer Aspiration von Nahrung und Flüssigkeit von den Ärztinnen und Ärzten als zu hoch eingeschätzt wird, werden die Betroffenen zunächst mit einer Ernährungssonde ernährt, die durch die Nase und den Rachen über die Speiseröhre in den Magen führt.

Somit besteht unser vorderstes Ziel darin, die Schluckstörung der Patientinnen und Patienten so zu verbessern, dass eine Nahrungsaufnahme über den natürlichen Weg wieder möglich wird, um sowohl Ernährungssonden als auch Trachealkanülen im Verlauf sicher entfernen zu können.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist die Klärung der Ursache der Schluckstörung besonders wichtig. Dazu verwenden wir eine Kombination aus klinischen Schluckuntersuchungen (durchgeführt durch unsere Abteilung für Sprach- und Schlucktherapie) und technischen Untersuchungen. Von großer Bedeutung ist dabei die FEES (flexible endoskopische Evaluation des Schluckens). Bei diesem Verfahren wird ein Endoskop durch die Nase in den Rachen eingeführt. Der Schluckakt kann auf diesem Wege sichtbar gemacht und wertvolle Hinweise auf die vorliegenden Störungsmechanismen können gewonnen werden. Der große Vorteil dieser Untersuchungstechnik ist, dass sie an allen Betroffenen (inklusive Patientinnen und Patienten mit schwerer Bewusstseinsstörung) schmerzfrei und wenig invasiv angewandt und je nach Bedarf jederzeit (auch bettseitig) wiederholt werden kann.

Darüber hinaus verfügen wir über die Möglichkeit einer röntgenologischen Untersuchung des gesamten Schluckaktes, in der die Passage eines zu schluckenden Kontrastmittelbolus vom Mund bis in den Magen verfolgt werden kann. Diese Untersuchung ist zwar logistisch aufwendiger, kann aber wichtige ergänzende Befunde zur FEES ergeben, sofern Letztere diagnostisch nicht ausreicht.

Unsere Maßnahmen zur Behandlung von Dysphagie

Aus den Ergebnissen der klinischen und technischen Untersuchung entwickeln wir dann einen Therapieplan, der individuell auf die Patientin beziehungsweise den Patienten zugeschnitten ist und durch Verlaufsuntersuchungen entsprechend angepasst werden kann.

Üblicherweise greifen wir hier auf konservative Behandlungen wie Übungen aus der Schluck-, Atem- oder Physiotherapie sowie der Logopädie zurück.

Grundsteine der Dysphagie-Therapie sind zum einen Übungen, die direkt den gestörten Teil des Schluckakts verbessern. Zum anderen spielen aber auch bedarfsgerechte Anpassungen der Speisen eine große Rolle, zum Beispiel verschieden starke Andickung der Flüssigkeiten, um ein vorzeitiges Abgleiten aus dem Mund in den Rachen zu verhindern, oder die Veränderung der Nahrungskonsistenz in Bezug auf ihre Weichheit und Kaubarkeit. Diese Anpassungen haben alle das Ziel, einen sicheren und aspirationsfreien Abschluck zu ermöglichen.

Aber auch Medikamente spielen in der Therapie der Dysphagie eine wichtige Rolle, insbesondere wenn es um Verringerung von Speichel im Mund-Rachen-Raum geht, da dieser ebenfalls verschluckt werden kann. Diese Medikamente können je nach erwünschter Wirkung Tabletten sein, auf die Haut aufzuklebende Pflaster oder auch Botulinumtoxin, das in die Speicheldrüsen injiziert wird. Schließlich kommen auch Medikamente, die die Wachheit und den Antrieb verbessern, zum Einsatz.

Darüber hinaus steht uns seit wenigen Jahren eine besonders innovative Behandlungsmethode zur Verfügung: die pharyngeale Elektrostimulation (PES). Dabei wird eine spezielle Ernährungssonde verwendet, die gleichzeitig elektrische Stimulationskontakte im Rachenraum enthält. Über einen externen Stimulator kann dann patientenindividuell eine zehnminütige Stimulationsphase über mehrere Tage hinweg durchgeführt werden, die eine hohe Anzahl von unwillkürlichen Schluckakten auslöst. Dadurch werden die relevanten Schluckzentren im Gehirn und die damit verbundenen Reflexbahnen angeregt und regeneriert. Sowohl die Studienlage als auch unsere persönlichen Erfahrungen mit dieser Technik zeigen, dass diese neue Therapieform einen großen Nutzen für einzelne Patientinnen und Patienten haben kann.

Nicht unmittelbar zur Schlucktherapie gehörend, für den Behandlungserfolg aber wichtig, ist in diesem Zusammenhang eine intensivierte Atemtherapie, die die Lunge vor Entzündungen schützt und Bereinigungsfunktionen der Lunge (zum Beispiel die Hustenkraft) stärkt. Diese Therapieform wird gemeinsam von unseren Atmungs-, Physio- und Schlucktherapeutinnen und -therapeuten durchgeführt.

Um all unsere Bemühungen aber zu einem bestmöglichen Ergebnis für die Betroffenen zu führen, steht im Mittelpunkt der Dysphagie-Behandlung in der Schön Klinik München Schwabing die interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen. Denn nur durch optimale Abstimmung zwischen Pflegepersonal, den Sprach- und Schlucktherapeutinnen und -therapeuten, den Ärztinnen und Ärzten und den anderen Therapiebereichen ist es möglich, unsere Patientinnen und Patienten exzellent zu behandeln, die Therapie stadiengerecht anzupassen und schließlich zum Erfolg zu führen.

Mehr zum Krankheitsbild (Symptome & Diagnostik)

Unsere Spezialisten für Dysphagie (Schluckstörung)

Dr. Jürgen Herzog
ÄRZTLICHER DIREKTOR

Dr. Jürgen Herzog

Facharzt für Neurologie

Priv.-Doz. Dr. Christoph B. Lücking
LEITENDER OBERARZT

Priv.-Doz. Dr. Christoph B. Lücking

Facharzt für Neurologie, Intensivmedizin und Palliativmedizin